Schülerinnen und Schüler sollen in der Lage sein, durch den Sportunterricht Fähigkeiten zum Erhalt und zur Verbesserung der motorischen Fitness zu erwerben. Im Bereich Fitness liegt insbesondere ein Schwerpunkt im Ausüben vielfältiger Ausdauer- und Kraftübungen. Eine gezielte Koordinations- und Beweglichkeitsschulung ermöglicht zudem, Bewegungsschwächen zu verbessern.
Die Leistungsfähigkeit von Schülerinnen und Schülern hat in den letzten Jahren erkennbar abgenommen. Kinder und Jugendliche sind tendenziell in höherem Maße übergewichtig, weniger aktiv und weniger bewegungsfreudig. Dennoch gibt es auch eine nicht unerhebliche Anzahl an Schülerinnen und Schülern, deren Fitnesszustand besonders gut ausgeprägt ist. Dies führt zu einer immer stärker ausgeprägten Heterogenität im Klassenverband und stellt die Lehrkräfte vor noch größere Herausforderungen. Zahlreiche Studien, die sich mit der Leistungsfähigkeit und Fitness von Schulkindern auseinandergesetzt haben, belegen dies.
Mithilfe der nachfolgenden Unterrichtshilfen soll eine Möglichkeit aufgezeigt werden, wie man Fitness in der Primarstufe und auch in der Orientierungsstufe im Sportunterricht sicher und attraktiv unterrichten kann.
- Fitness in der Grundschule
- Fitness in den Klassen 5 bis 7
Bewegungssicherheit zu erlangen und die Gesundheit zu fördern sind Kernziele des Schulsports. Diese angestrebten Ziele lassen sich erreichen, indem man folgende Grundlagen immer wieder schult:
- Haltung
- Ausdauer
- Kraft
- Schnelligkeit
- Beweglichkeit
- Koordination
Die Schule und besonders der Sportunterricht haben zur Aufgabe, ein Bewegungshandeln zu vermitteln, welches den Kindern und Jugendlichen ermöglicht, auf spielerische und sportliche Weise ihre physischen, psychischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten kennenzulernen, zu entwickeln und zu verbessern.
Ein kontinuierliches Fitnesstraining sollte wiederkehrend in der Schule Anwendung finden, da es die motorische Leistungsfähigkeit verbessert und somit auch der Verletzungsprophylaxe dienen kann.
Fitness in der Grundschule
Die Förderung von körperlich-sportlicher Aktivität, Haltung und Fitness zum Zwecke der Gesundheitsförderung und Unfallverhütung ist eine bedeutsame Aufgabe des Sportunterrichts. Besonders geeignete Übungsformen zur Durchführung von Fitnessangeboten sind z. B. Crossfit, Zirkeltraining oder Intervalltraining.
Aus unfallpräventiver Sicht sollten folgende wesentliche Kriterien bei der Durchführung von Fitnesseinheiten berücksichtigt werden:
- Aufwärmen und Cool Down
- Richtiges Maß der Belastung wählen
- Schülerinnen und Schüler beobachten und ggf. auf Unter- bzw. Überforderung reagieren
- Selbsteinschätzung schulen
- Auf korrekte Ausführung der Übungen achten
Fitness in den Klassen 5 bis 7
Fitnesseinheiten als Element des Sportunterrichts sind gerade für Kinder im Alter von elf bis dreizehn Jahren von wesentlicher Bedeutung. Diese Altersstufe weist das höchste Vorkommen an übergewichtigen Kindern im gesamten Kindes- und Jugendalter auf.
Fitness und Gesundheit nehmen für diese Klassenstufen zunehmend an Bedeutung zu. Die Bereiche Ausdauer, Koordination, Kraft und Beweglichkeit sollten deshalb zielgruppenspezifisch gefördert werden. Die folgenden methodischen Aspekte für eine altersgemäße Förderung können zur Orientierung und als Hilfestellung dienen:
- Entwicklung der Grundlagenausdauer und damit die Verbesserung der aeroben Ausdauer sollte im Mittelpunkt stehen.
- Anstrengung darf nicht als Überforderung oder totale Erschöpfung erlebt werden. Idealerweise wählt jeder sein Tempo selbst.
- Ausdauerfördernde Angebote sollten aus motivationalen Gründen primär als Fahrt- oder Intervallspielform durchgeführt werden. Dauerläufe sollten abwechslungsreich gestaltet werden.
- Leistungsschwache Kinder behutsam an größere Belastungsumfänge heranführen.
- Belastungsumfang und -intensität sollte innerhalb der Lerngruppe differenziert werden.
- Aerobe Belastungen setzen mindestens eine Belastungszeit von 3 Minuten voraus.
- Bei Ausdauerförderung sollte zunächst die Belastungsdauer und dann die Intensität erhöht werden.
- Bei Ausdauerbelastungen sollte immer ein sinnvoller Wechsel von Belastung und Erholung berücksichtigt werden.
- Bei ausdauerfördernden Angeboten ist die Körperwahrnehmung zu sensibilisieren, z. B. bewusstes Erleben des Schwitzens.
- Eine "Bewegte Schule" und ein "Bewegter Schulweg" tragen zu mehr Bewegung im Tagesablauf bei und zu einer Anregung des Herz-Kreislauf-Systems.
- Besonders motivierend kann der Erwerb von Laufabzeichen sein.
- Ein vorbildhaftes Lehrerverhalten (mitmachen bei Ausdauerbelastungen) kann Schülerinnen und Schüler für Ausdauerbelastungen motivieren.
- Die wesentlichen koordinativen Fähigkeiten, wie Orientierungsfähigkeit, kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Rhythmusfähigkeit und Gleichgewichtsfähigkeit, sind zu schulen.
- Die Förderung und Verbesserung der Bewegungskoordination beinhaltet ein häufiges Üben über einen längeren Zeitraum mit steigenden Anforderungen.
- Der Lerngegenstand muss eine hohe Motivation für die Kinder enthalten und ihren individuellen Leistungsvoraussetzungen entsprechen, d. h., Über- bzw. Unterforderung sind zu vermeiden.
- Klare Ansagen, Erklärungen und Rückmeldungen (Lob, Korrektur) durch die Lehrkräfte fördern einen schnellen Lernerfolg.
- Körperliche und zentralnervöse Ermüdung sowie Stress stören motorische Lernprozesse.
- Belastungsintensität sollte bei einer dynamischen („Bewegungsarbeit“) Beanspruchung der Muskulatur sowie statischen („Haltearbeit“) Beanspruchung ca. 50 % bis 70 % der Maximalkraft betragen. Dieser Wert ist als Orientierungswert zu betrachten.
- Hinsichtlich eines gesundheitsorientierten Muskeltrainings bei Kindern und Jugendlichen können folgende Parameter herangezogen werden: Wiederholungszahlen: 10-15 (mindestens 6, höchstens 25) je nach Trainingsphase und angestrebtem Ziel (8-12 für Muskelaufbau; 15-20 für Kraftausdauer; 6-8 für Schnellkraft). Es soll kein Training zur maximalen Auslastung stattfinden, sondern je nach Trainingsziel sollten noch zwei bis drei Wiederholungen möglich sein.
- Dynamische Beanspruchungen sind zu bevorzugen, da der Wechsel von Anspannung und Entspannung den physiologischen Voraussetzungen der kindlichen Muskulatur entgegenkommt. Gerade die im Alltag wenig beanspruchte Rumpfmuskulatur sollte einbezogen werden.
- Die Bewältigung des eigenen Körpergewichtes (durch Hangeln, Ziehen, Klettern, Stützen usw.) ist ausreichend für eine adäquate Förderung der Kraft und Beweglichkeit. Man sollte beachten, dass einige Kinder bei Übungen mit dem eigenen Körpergewicht bereits überfordert sind. In diesem Fall sollten die Übungen erleichtert werden (z. B. Liegestütz mit Auflage der Oberschenkel, Liegestütze im Kniestand).
- Bei allen Kräftigungsübungen ist darauf zu achten, dass Fehlbelastungen der Wirbelsäule, Knie und Fußgelenke vermieden werden.
- Das Wechselspiel von Anspannung (Kräftigung), Entspannung und Beweglichkeit sollte beachtet werden.