Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht ©evoletics

SH Unterrichtsorganisatorische Anforderungen

Ordnungsrahmen – organisatorische Grundsätze

Zum Gelingen des Schwimmunterrichts trägt die Berücksichtigung folgender organisatorischer Grundsätze bei. 

  1. Bei allen organisatorischen Überlegungen steht immer die Sicherheit der anvertrauten Schülerinnen und Schüler an erster Stelle. Die Sicherheit ist immer als vorrangig gegenüber dem Inhalt oder anderen Faktoren wie Vorlieben und Wünsche der Schülerinnen und Schüler zu beachten und einzuhalten. 
  2. Genaue Kenntnisse der örtlichen Gegebenheiten sind für eine gelingende Unterrichtsorganisation unabdingbar. Welche Wasserfläche steht zur Verfügung, wo ist ein optimaler Standort, um Lehrgespräche durchführen zu können, wo befinden sich die Sanitäranlagen, der Lehrmittelraum und die Schwimmmeisterkabine mit Telefon und den Erste-Hilfe-Materialien? 
  3. Lerninhalte bestimmen die Organisation. Die ausgewählten methodischen Schritte müssen auch unter möglicherweise veränderten Bedingungen immer sicher organisierbar sein. Die Vermittlung von unterschiedlichen Kompetenzen erfordert unterschiedliche organisatorische Maßnahmen.
  4.  Die Unterrichtsorganisation wird in hohem Maße von den anthropogenen Voraussetzungen wie biologisches Alter, motorischer Leistungsstand, soziale Reife, Verhaltensauffälligkeiten der Schülerinnen und Schülern bestimmt. Des Weiteren bestimmt die Heterogenität der Lerngruppe nachhaltig die Unterrichtsorganisation. 
  5. Kinder haben aufgrund ihrer Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen und zum teils geringen Anteil von Unterhautfettgewebe einen hohen Wärmeverlust im Wasser. Eine gute Unterrichtsorganisation gewährleistet diesbezüglich eine hohe Bewegungsintensität der Schülerinnen und Schüler im Wasser.
  6. Die Einhaltung eines Organisationsrahmens erfordert klare Verhaltensregeln, die den Schülerinnen und Schülern sowohl im Vorfeld als auch regelmäßig vermittelt werden müssen. Das Verlassen der Lerngruppe (z. B. Toilettengang) kann nur nach einer Ab- und anschließenden Anmeldung bei der Schwimmlehrkraft erfolgen. 
  7. Klare und kurze Anweisungen sowie Erläuterungen lassen keinen Spielraum für Langeweile und Unruhe. Aufträge und Aufgaben beinhalten die Festlegung von Aufstellungsformen, Übungswegen und Ablauffolgen sowie das Einhalten vereinbarter Regeln. Durch das Einführen, Überprüfen und Festigen der im Vorfeld aufgestellten Regeln werden Gefahrenmomente reduziert. Dadurch erfolgt eine Prävention von Unfällen und Verletzungen im Schwimmunterricht. 
  8. Jede Schülerin und jeder Schüler ist zu jeder Phase des Unterrichts dauernd zu beaufsichtigen. Das Lerngeschehen ist so zu organisieren, dass jederzeit Anweisungen durch die Schwimmlehrkräfte möglich sind. Die Schwimmlehrkraft kann durch optische Signale (Handzeichen, Gesten) oder akustische Signale (Pfiff, Klatschen) ihre Anweisungen geben. Bewegungsanweisungen (verbale Maßnahmen), Bewegungsdemonstrationen (visuelle Maßnahme), Bewegungskarten (analog oder digital, Videoclips) und Bewegungshilfen (taktile Maßnahme) können die Kommunikation unterstützen. 
  9. Festgelegte, eingeübte Rituale erleichtern das Unterrichten in der Schwimmhalle. So können der Stundenbeginn/das Stundenende, der Einstieg in das Wasser und der Wechsel in ein anderes Becken zu einem ritualisierten, übersichtlichen, zeitökonomischen und sicheren Schwimmunterricht beitragen.

Standort der Lehrkraft

Die Schwimmlehrkraft muss ihren Standort immer so wählen, dass sie zu jeder Zeit die Schülerinnen und Schüler während des Aufenthalts am und im Becken im Blickfeld hat. In der Regel wird sie sich deshalb außerhalb des Schwimmbeckens aufhalten. Dabei muss sie die vor Ort existierenden Licht- und Sichtverhältnisse beachten.

Macht es die Unterrichtsplanung erforderlich, dass die Lehrkraft Bewegungsabläufe im Wasser demonstriert, oder muss sie einzelne Schülerinnen und Schüler im Wasser unterstützen, müssen alle anderen Schülerinnen und Schüler die Wasserfläche verlassen oder sich geordnet im stehtiefen Wasser mit Blickkontakt zur Schwimmlehrkraft befinden.

Bei gleichzeitiger Unterrichtung von Schülerinnen und Schülern, die bereits schwimmen können, und Nichtschwimmern, liegt das Hauptaugenmerk bei den Nichtschwimmern. Wenn es möglich ist, kann durch weitere Personen eine Unterstützung der Schwimmlehrkraft erfolgen. Die Anforderungen an die Unterstützungskräfte sind in landesspezifischen Vorschriften geregelt.

 

Sozialformen

Für das Erarbeiten und Üben der Bewegungen im Wasser können Schwimmlehrkräfte verschiedene Einteilungs- und Sozialformen wählen, die neben dem motorischen Lernen auch soziale Lerninhalte unterstützen können.

Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsFreie Aufstellung, Einzelarbeit:  Jede Schülerin und jeder Schüler arbeitet für sich an der vorgegebenen Aufgabenstellung.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoletics

Partnerarbeit: Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich zu zweit eine neue Bewegungsform oder üben die zuletzt erlernten Bewegungsformen.

Gruppenarbeit: Die Schülerinnen und Schüler lösen als Team Bewegungsaufgaben.

Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsStationsbetrieb: Der Stationsbetrieb ist eine besondere Form der Partner- oder Gruppenarbeit. An den Stationen werden im Gegensatz zu generellen Aufgaben, verschiedene Bewegungsformen eigenständig geübt. Nach einer festgelegten Zeit wird die Station gewechselt und eine neue Aufgabenstellung bearbeitet.

Grafik der Legende der Einteilungs- und Sozialformen©evoletics

 

Aufstellungsformen

Aufstellungsformen sind räumliche Positionen der Schülerinnen und Schüler zueinander, zur Schwimmlehrkraft und zur Übungsstätte. Die Wahl der Aufstellungsform ist abhängig von der zur Verfügung stehenden Wasserfläche und der Zielstellung des Unterrichts. Sie hat Bedeutung insbesondere in den ersten beiden Niveaustufen (Wassergewöhnung, Grundfertigkeiten). Die Einhaltung von Sicherheitsabständen und das Ausschließen von gegenseitigen Behinderungen sind zu beachten.

Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsFreie Aufstellung: Jede Schülerin und jeder Schüler wählt einen Platz im Wasser, an dem er bzw. sie die angewiesene Übung ausführen kann.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsPartnerübungen: Zwei Schülerinnen oder Schüler führen die angewiesene Aufgabe gemeinsam aus.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsReihe, Linie, Gasse, Schlange: Die Gruppe steht hintereinander (Reihe) oder nebeneinander (Linie), um die Aufgabe auszuführen. Bei einer Gasse stehen sich zwei Linien gegenüber und bei einer Schlange ist die Reihe in Bewegung.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsHalbkreis: Die Gruppe bildet einen zu einer Seite geöffneten Kreis.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsKreis: Kreise werden mit mehreren oder allen Schülerinnen und Schülern gebildet. Sie können mit oder ohne Handfassung erfolgen, sie können den Blick nach innen richten (Innenstirnkreis) oder nach außen blicken (Außenstirnkreis). Außerdem kann die Gruppe sich so ordnen, dass der Blick jeweils auf den Vordermann gerichtet ist (Flankenkreis).

Grafik der Legende der Einteilungs- und Sozialformen©evoletics

 

Organisationsformen im Wasser

Die weiteren Organisationsformen werden eher dann gewählt, wenn die Schülerinnen und Schüler bereits eine gewisse Schwimmfertigkeit erreicht haben und in der Klasse der Erwerb der Antriebsformen geübt und gefestigt werden soll.

Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsEinbahnschwimmen, Beckenrandschwimmen, laufendes Band: Die Schülerinnen und Schüler schwimmen am Beckenrand und gehen zu Fuß wieder zum Ausgangspunkt zurück (Einbahnschwimmen) oder sie schwimmen auf allen vier Seiten des Beckens am Beckenrand entlang, um die Bewegungsaufgabe zu erfüllen. Der Beckenrand gibt ihnen Sicherheit. Während beim Einbahnschwimmen die Schwimmlehrkraft einen guten Überblick erhält, ist sie beim Beckenrandschwimmen stärker gefordert, alle Schülerinnen und Schüler im Blick zu behalten. Der Nachteil des Einbahnschwimmens ist ein häufiges Verlassen des Beckens und ggf. hohe Pausenzeiten bzw. Risiken beim Zurückgehen am Beckenrand. Diese können durch das laufende Band minimiert werden.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsPendel: Mehrere Schülerinnen oder Schüler bilden eine Kleingruppe (3er Pendel, 5er Pendel). Beim 3er Pendel startet ein Kind auf der einen Seite, auf jeder Seite wartet ein weiteres Kind, während Kind 1 zu Kind 2 schwimmt. Nachdem Kind 1 Kind 2 abgeschlagen hat, schwimmt Kind 2 zu Kind 3, dann schwimmt Kind 3 zu Kind 1 usw.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsWelle, versetzte Welle: Beim Schwimmen in Wellen oder versetzten Wellen starten immer mehrere Schülerinnen und Schüler parallel. Die Organisationsform wird in der Regel dann ausgewählt, wenn das ganze Becken zur Verfügung steht. Wellenschwimmen kann über die komplette Länge ebenso wie über die Querstrecke eines Beckens erfolgen. Versetzte Wellen starten von beiden Seiten und erhöhen die Bewegungsintensität, ermöglichen jedoch keine Korrektur der Bewegung.
Schema einer Sozialform im Schwimmunterricht©evoleticsStaffel: Die klassische Wettbewerbsform im Schwimmsport. Die Klasse wird in gleich große Gruppen aufgeteilt, die dann miteinander in Wettbewerben treten. Die Übungsform wird durch die Lehrkraft vorgegeben, ebenso die Strecke. Staffeln können so gestaltet sein, dass die im Wasser befindlichen Kinder nur eine Bahn schwimmen und dort abgelöst werden oder die im Wasser befindlichen Kinder sowohl hin- wie auch zurückschwimmen müssen. Staffeln können über Quer- wie Längsbahnen organisiert werden und Staffeln können aus dem Wasser heraus starten wie auch von jedem Kind mit einem Sprung begonnen werden.

Grafik der Legende der Einteilungs- und Sozialformen©evoletics